WC 2023 Oirschot

am 18. August 2023

Eine Islandpferde Veranstaltung der Extraklasse ist schon wieder zu Ende.

Bei bestem Wetter bin ich in der Nacht losgefahren und am Samstagmorgen in Oirschot angekommen. Spontan konnte ich meiner Freundin Clara noch zwei Karten abkaufen, die übrig geblieben sind, so dass ich auch direkt neben ihr sitzen konnte, was natürlich noch mehr Spaß gemacht hat. Neben einer Freundin zu sitzen, die man gut kennt und mit der man fachsimpeln kann, während sich die Kinder miteinander beschäftigen.

Nach der langen Fahrt haben wir uns morgens natürlich erstmal einen Kaffee gegönnt und sind dann direkt auf die Zuschauertribüne, um uns die B-Finals anzuschauen. Insgesamt waren die B-Finals super spannend und wir haben viele tolle imposante Pferde und beeindruckende Ritte gesehen - und das bereits auch schon in der Junioren-Klasse.

Was für mich als Zuchtrichter natürlich besonders interessant war, dass sowohl am Samstag als auch am Sonntag zwischen den Finals noch mal die Zuchtpferde präsentiert wurden und ich mir live ein Bild von den herausragenden Stuten und Hengsten machen konnte.

Der Samstagmorgen war leider noch etwas verregnet, das hat den Pferden aber nichts ausgemacht und dank gut ausgelegter Laufwege hielt sich der Matsch für uns Zuschauer auch in Grenzen. Gegen Mittag klarte der Himmel zum Glück auf und wir genossen die restlichen Finals bei bestem Wettkampfwetter und Party-Stimmung auf der Tribüne. Deutschland gibt ja immer Vollgas, kommt aber natürlich nicht an Island ran, die einfach wahnsinnig gut feiern können.

Das letzte Finale am Samstag ging dann sehr lang bis 20:30 Uhr und war sicherlich auch nicht einfach zum richten, da die Sonne schon sehr tief stand. „Hut ab“ an die Richter für die Leistung in den Finals. Insgesamt wurde nämlich sehr einheitlich auf der WM gerichtet, was bei den WMs davor nicht immer so der Fall war.

Im Anschluss ging es dann natürlich Samstagabend auf die Party, sind dann aber relativ schnell zum Auto gegangen und wollten uns ausruhen, um für Sonntag fit zu sein.

Da ich ja schon 2007 und 2017 in Oirschot war, kannte ich mich natürlich aus mit der Anreise-Situation, weswegen wir auch direkt auf dem WM Gelände übernachtet haben. Am Sonntagmorgen wollten wie erwartet über 10.000 Zuschauer die A-Finals sehen und die Zufahrtsstraße war schon wie die letzten zwei Male so verstopft, dass die Autos im Stau standen und die Zuschauer nicht pünktlich um 09:00 Uhr zur ersten Prüfung auf der Tribüne sitzen konnten. Die halbe Tribüne war somit leider noch leer und viele haben das spannende T2 Finale verpasst, wo wir drei Reiter aus Deutschland - unter anderem Daniel Schulz mit Spuni vom Heesberg als Favoriten - im Finale hatten, die alle sensationell gut waren. Einige ganz Ungeduldige haben wohl sogar ihren Fahrer im Stau auf der Autobahn alleine gelassen, sind ausgestiegen und über die Leitplanke und Felder zum WM Gelände gelaufen, um auf jeden Fall dieses T2 Finale zu sehen.

Das T2 A-Finale war unendlich spannend und knapp. Daniel hat eine sehr souveräne Leistung abgeliefert, es hat am Ende nicht ganz für den Sieg gereicht, er hat aber als Publikumsliebling mit einem harmonischen und fehlerfreiem Ritt mit einer Note von 8,33 die Bronzemedaille geholt. Umgehauen hat uns natürlich Susanne Birgisson mit Króna von der Hartmühle, die im beliebigen Tempo Tölt eine außergewöhnliche Vorhandbewegung gezeigt hat und die sich mit 8,63 die Silbermedaille sichern konnte. Noch beeindruckender war dann der letztendliche Sieger des T2 A-Finals Máni Hilmarson mit Gljátoppur frá Midhrauni aus Schweden (Wertnote 8,75). Ein abartiges A-Finale mit Pferden, die man sonst selten sieht und die auf den Punkt ihre beste Leistung abrufen konnten. Als Zuschauer hat es einfach nur Spaß gemacht diesen Reitern mit ihren Pferden zuzugucken, sie anzufeuern und mitzufiebern.

Um 11:00 Uhr folgte dann das spannende, V1 A-Finale, wo mit Frauke Schenzel und Lisa Schürger auch wieder zwei Deutsche am Start waren. Das war so spannend und wir haben am Ende unglaublich knapp und auch mit etwas Glück gewonnen, weil die Isländerin Jóhanna Margrét Snorradóttir mit ihrem Schimmel Bárdur frá Melabergi im Trab ein Fehler hatte, da der Schimmel angaloppiert ist und die Richter das gesehen und natürlich auch entsprechend bewertet haben. Mit einer Wertnote von 8,03 und nur 0,03 Punkten Abstand zu Jóhanna (Note: 8,00) konnte sich Frauke so den Sieg sichern. Beide Reiterinnen und ihre Pferde zeigten eine souveräne, hervorragende Leistung und bekamen zurecht wahnsinnig hohe Noten. Die aussergewöhnliche Vorstellung von Jóhanna und ihrem fantastisch ausgebildeten Bárdur hat uns auf jeden Fall super Vorfreude auf das T1 A-Finale gemacht, das dann am Nachmittag folgen sollte.

In der Lunch-Pause wurden dann wie am Samstag auch die Zuchtpferde gezeigt. Dieses Mal die Hengste. Beeindruckend war hier natürlich Hersir, der mit 8,99 die höchste Gebäudebewertung bekommen hat, die jemals auf einer WM vergeben wurde. Ein sehr schöner, großer Hengst mit makellosem Gebäude, der während der ganzen Bewertung brav wie eine Eins stand und sich nicht hat aus der Ruhe bringen lassen.

Im anschließenden Fünfgang Finale hatten wir leider gar keinen deutschen Finalisten - weder im A- noch im B-Finale. Das war natürlich sehr schade und wird bei der nächsten WM hoffentlich anders sein.

Um 15:40 Uhr startete dann das T1 A-Finale - die Königsdisziplin eines jeden Islandpferde Turniers - das mit Jóhanna Margrét Snorradóttir mit Bárdur frá Melabergi, Lisa Schürger mit Kjalar frá Strandarhjáleigu und Sys Pilegaard mit Abel frá Tyrevoldsdal aussergewöhnlich hoch besetzt war. Es war ein Schimmel-Event und man musste immer schnell gucken, welcher Schimmel gerade wo läuft. Zurecht wurden mehrfach 9er Wertnoten vergeben und es war bis zum Schluß ein Augenschmaus sich den hohen Ausbildungsstand der Pferde anzugucken. Das sieht man z.B. auch an Kjalar, ein 17-jähriges Pferd, das so viele WMs gelaufen ist und dieses Jahr noch die Bronzemedaille mit einer Note von 8,28 gewinnt. Das ist eine irre Leistung und spricht für eine jahrelange sehr gute Ausbildung, mit permanent gutem Muskeltraining und einer sehr guten Haltung.

Dieses Jahr wurde auf jeden Fall ganz viel darauf geachtet, dass die Pferde top trainiert sind, dass sie den Leistungen und Ansprüchen gewachsen waren und nie überfordert wurden. Ich habe mit Freude sehr viele aussergewöhnlich gut ausgebildete Pferde gesehen - insbesondere natürlich so ein Ausnahme-Pferd wie Bárdur frá Melabergi.

Da für die Abreise natürlich dasselbe galt wie für die Anreise - nämlich Stau - sind wir nach Ende der Veranstaltung erstmal noch über die Shoppingmeile geschlendert, haben geshoppt, gegessen und konnten erst nach weiteren 3 Stunden ohne Stau das Gelände verlassen.

Ich freue mich natürlich schon auf die nächste WM und bin auf jeden Fall 2025 in der Schweiz wieder dabei!